Da wo es aus der Erde dampft
Artist's Pallate
Auf der Fahrt in Richtung Rotorua steigt einem irgendwann ein alt bekannter Duft in die Nase. Die einen erinnert es an das Ionenlotto im ersten Semester des Chemiestudiums, die anderen an faule Eier. Für viele stinkt es einfach nur. Aber da wo es in Neuseeland stinkt leben trotzdem Menschen, sogar recht viele. Und noch viel viel mehr Menschenmassen kommen täglich herbei geströmmt, um sich das was da so stinkt genauer unter die Nase zu nehmen.
Und es ist faszinierend. Beim Schlendern durch Rotorua kommt man an zahlreichen Löchern in der Erde vorbei aus denen heißer Wasserdampf empor steigt. Dort mischt sich dann meist Schwefelwasserstoff mit hinein, der Stoff welcher für den bereits erwähnten Duft verantwortlich ist. Meist blubbert es dabei noch und die Ränder der Löcher im Boden weisen teilweise bunte Farben auf. Faszinierend ist das Ganze, da es tatsächlich reinste Natur ist. Hier ist kein Rohr einer chemischen Fabrik undicht, hier findet tatsächlich natürliche, legale Umweltverschmutzung statt.
Die größten natürlichen Schadstoffverkippungsanstalten befinden sich hier in Neuseeland natürlich hinter Bezahlschranken. Eine davon ist das Wai-O-Tapu Thermal Wounderland, ein paar Kilometer südlich von Rotorua. Hier gibt es wunderschöne Farbschauspiele mit Chemikalien die aus dem Boden kommen zu sehen. Ein Glück, dass das Ganze natürlich ist. Auch hier duftet es überall nach Ionenlotto. Der heiße Dampf lässt einem sogar die Brille beschlagen. Pünktlich um 10 Uhr wird der Natur hier täglich am Lady Knox Geysir mit einem Stück Seife nachgeholfen. Kurz darauf kommt dann das Wasser herausgeschossen und die auf den Tribünen sitzenden Zuschauer sind glücklich. Die Natur ist doch gleich noch viel interessanter wenn man sie als große Masse bestaunen kann.
Doch der Duft, die bunten Farben und Geysire sind längst nicht alles was es dort wo es aus der Erde dampft zu bestaunen gibt. Imposant sind auch die Schlammpools, aus denen es ständig explosionsartig heraus spritzt oder auch die zahlreichen Krater, wodurch man ein kleines Stückchen ins Erdinnere schauen kann. Und selbst die Pflanzen sind faszinierend. Sind sie an den Rädern der Chemikalienlöcher meist grau und wirken abgestorben, so ist einen halben Meter weiter wieder alles satt grün. Verrückt.
Ein tolles, skurriles Stückchen Neuseeland, da wo die Erde undicht ist.