Es surrt das Rad am rauschenden Bach

Oftmals hat man ja eine grobe Vorahnung, was einen beim Radeln so erwartet: Wenn es durch die Berge gehen soll, wird es vermutlich neben viel Schweiß auch tolle Aussichten geben. Geht es durch eine Ebene, sind Ausblicke mit einem scheinbar ewig weit entfernen Horizont nichts unerwartetes. Manchmal kommt es aber auch zu unglaublich tollen landschaftlichen Überraschungen, wie mir dies zum Beispiel irgendwann im Mai passiert ist.

Ich war nach wie vor in der Türkei unterwegs und es sollte mal wieder etwas bergiger werden. Nachdem ich nun schon für tausende Kilometer durch eher karg wirkende Landschaften geradelt bin, fand ich mich auf einmal in einem recht grünen Tal wieder. Das Tal war ziemlich eng, durchzogen von einem reißenden kleinen Fluss. Die schmale Straße schlängelte sich oft direkt an diesem entlang. Passagen-weise befand ich mich gefühlt nur auf einem schmalen Grat zwischen einer steilen, schroffen Felswand zur Linken und dem Fluss zur Rechten. Die Straße am Rande teilweise etwas ausgebrochen, so dass stellenweise nur ein Fahrzeug durch passt damit keiner baden geht. Oder sich unter Felsüberhängen hindurch zwängend, enge Kurven mit Resten von Steinschlägen. Unterwegs auf solch engen Wegen – dort wo einem die Natur nicht viel Platz zugesteht – fühlt man sich schon ziemlich klein. Es ist aber auch ein unglaublich tolles Gefühl durch solche mächtig wirkenden Landschaften zu fahren. Hinter jeder Kurve gibt es eine neue Überraschung – einen weiteren spektakulären Ausblick.

Damit der gemeine Radreisende jedoch nicht am Ende noch heimisch wird in solch einem schönen Tal, hat Mutter Natur selbstverständlich auch bestens vorgesorgt: Denn bei Temperaturen über 30 Grad Celsius beginnen diese selbst bei moderaten Anstiegen schon ordentlich zu schwitzen und zu kleben. Ausreichend genug, um ganze Schwärme kleiner schwarzer hässlicher Fliegen anzulocken. Fliegen die den Radler schon bei zu geringer Geschwindigkeit so dermaßen nerven, dass dieser auf keinen Fall gedenkt anzuhalten. Tut er dies doch, dann beißen sie halt zu. Eine wirklich clevere Maßnahme, um Radreisende mit einer Fahrtwind erzeugenden Mindestgeschwindigkeit durch das Tal zu peitschen und so auch wieder los zu werden.

Dem Tal wieder entflohen, änderte sich die Landschaft schlagartig: Ich befand mich auf einmal in einer kleinen Ebene, die wiederum in der Ferne von noch mächtigeren Gebirgszügen umgeben war. Auch hier fühlte ich mich wieder unglaublich klein. Aus der Ebene heraus gab es nun Fernblicke. Genauso spektakulär, denn die Berge waren an ihren Spitzen noch weiß dekoriert und wirkten ziemlich unüberwindbar. Kein Wunder also, dass von dort nicht gerade viele Straßen in den Rest der Welt führten.

Vielen Dank Tuğba für den grandiosen Tipp und deine Gesellschaft vor Ort 😉


Reisezeit: Mai 2022

Kommentare

2 Antworten zu „Es surrt das Rad am rauschenden Bach“

  1. Benutzer Icon
    Andreas

    Das sieht wirklich grandios aus.
    Hätte ich in der Türkei nicht erwartet.

    Gute Weiterfahrt.

    1. Benutzer Icon

      Das war es auf jeden Fall! Danke 🙂

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