Im Ring of Fire
Atemberaubendes 180 Grad Panorama vom Roten Krater aus.
Ich war wieder da. Im Tongariro Nationalpark, dort wo die großen Vulkane stehen. Drei große Vulkane genau genommen, alle samt aktiv. Sie gehören neben den Thermalquellen rund um Rotorua zum Ring of Fire, einem den Pazifik umgebenden Vulkangürtel.
Diesmal sollte es nicht auf den Mount Ngauruhoe hinauf gehen, sondern einmal drum herum. Der Track – auch als Northern Cirquit bekannt – gehört zu den Great Walks. Dadurch ist dieser zu gut ausgebaut und schraubt so die Wanderanforderung etwas herunter, aber die Szenerie macht das auf jeden Fall wieder weg.
Einmal um den Mt. Ngauruhoe herum also – auf mathematischer Mission. Es stand die Konizität des Schicksalsbergs auf dem Prüfstand. Und gleich vorab: Ja er ist absolut konisch. Er ist der Bilderbuchvulkan schlecht hin. Ich spreche deshalb im Folgenden von seiner Majestät Mt. Ngauruhoe, statt von einfach nur Mt. Ngauruhoe. Eine elegante weiße Krone hat seine Majestät ja getragen.
Ich darf vorstellen: Seine Majestät Mt. Ngauruhoe höchstpersönlich.
Bevor es jedoch auf die gemütliche dreitägige Tour los ging war warten angesagt. Genau genommen zehn Tage Regen aussitzen. Und zehn Tage können sehr frustrierend sein. Wenn sich dann allerdings die Wolken in der zentralen Hochebene verzogen haben und die Sonne auf die faszinierend karge Landschaft scheint, ist alles Warten wieder vergessen. Es waren also letztendlich drei Tage bei bestem Wetter. Drei Tage bei denen sich Mt. Ruapehu, seine Majestät Mt. Ngauruhoe und Mt. Tongariro prachtvoll in der atemberaubenden vulkanischen Landschaft präsentiert haben.
Eine Landschaft die an einigen Stellen satt grün leuchtet, wobei das satte Grün durch scharfe Kanten vom allgegenwärtigen Grau der Mondlandschaft getrennt wird. Dazu dank des Spätfrühlings Schnee in höheren Lagen, glasklare Wasserfälle und herrlich leuchtende Hochgebirgsseen. Kraterseen. Und auch hier kommen wieder bunte Farben ins Spiel, es schimmert hier und da schwefelgelb, duftet nach Ionenlotto und ist am Roten Krater tief rot.
Mondlandschaft.
Es fällt schwer sich beim Wandern auf den Track zu konzentrieren, zu hoch ist das Ablenkungspotential von seiner Majestät Mt. Ngauruhoe. Alle paar Meter schweift mein Blick nach links, immer kontrollierend ob seine Majestät auch vom aktuellen Standpunkt aus schön konisch ist. Mt. Ruapehu, die unendliche Weite durch welche die Desert Road verläuft und die bizarre Fauna buhlen am ersten Tag als es von Whakapapa zur Oturere Hut geht unter völliger Anstrengung mit seiner Majestät um Aufmerksamkeit.
Am zweiten Tag, als es dann über die Emerald Lakes und den Roten Krater hoch auf Mt. Tongariro geht, hat es seine Majestät dagegen nicht mehr so leicht. Doch dann beim Abstieg zur Mangatepopo Hut geht es wieder los. Fingerkribbeln, ich will seine Majestät erklimmen. Es fehlt jedoch das passende Equipment um auf der eisigen Krone Halt zu finden, es ist einfach noch nicht Sommer. Es geht weiter zur Mangatepopo Hut.
Am dritten und letzten Tag folgt nur noch ein kurzes Stück zurück nach Whakapapa. Was meine Augen ständig fixierten als sich der Morgennebel verzogen hat, kann sich jeder selbst zusammen reimen.
Morgennebel hinter der Mangatepopo Hut.
Trotz des gut ausgebauten Tracks gab es für mich noch eine völlig neue Wandererfahrung. Die Oturere Hut war voll. Also so richtig. Ich schlief mit elf anderen Leuten auf dem kalten Boden, ein Vater schlief draußen vor der Tür damit seine vier Kinder genug Platz in den Betten hatten, circa 20 Leute mussten zur nächsten Hut weiter wandern. Ich merke an, dass es auf ungefähr 1400 Metern Höhe nachts in mitten der Mondlandschaft etwas frostig wird. Es waren unglückliche Umstände: Ein sonniges Wochenende nach ewigem Regen und die letzten Tage der Nebensaison, also wo die Hütten noch bezahlbar sind. Es mussten einfach viele Leute unterwegs sein. Die mäßig angenehme Schlaferfahrung der Nacht war allerdings schon nach fünf Minuten Wandern durch die bizarren Mondfelder vergessen.
Neuseeland an sich ist ein Land, welches durch seine unzähligen zueinander in Kontrast stehenden Landschaften besticht. Hier im Tongariro Nationalpark gibt es dagegen schon jede Menge Kontraste: Grau und leuchtend bunt, hoch und tief, völlig flach und extrem steil, dicht bewachsen und absolut karg. Gegensätze die dieses kleine Stückchen Erde unglaublich interessant erscheinen lassen. Gegensätze die eine unglaubliche, auch im Nachhinein anhaltende Faszination auslösen.
Es ist ein magischer Ort, rund um seine Majestät Mt. Ngauruhoe.