Mit der Transsib durch Sibirien – Teil 2

Güterzug

Bei der Zugfahrt durch Sibirien beeindruckt die scheinbar unendliche Weite. Auf unserem sommerlichen Trip war alles grün, oft schien die Sonne, der Baikalsee funkelte. Aber wie sehen die Städte, Dörfer und Bahnanlagen entlang der Bahnstrecke aus?

Die transsibirische Eisenbahn ist von Moskau bis Ulan-Ude durchgängig zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert. Überall sieht man Bautrupps, welche an der Strecke arbeiten. Uns begegneten täglich zahlreiche, lange Güterzüge mit mindestens zwei Lokomotiven und in den zahlreichen, groß angelegten Güter- und Rangierbahnhöfen standen noch viel mehr Wagons und Lokomotiven herum. Es ist eindeutig zu erkennen, dass die Bahn der zentrale Infrastruktur-Faktor ist, der in Schuss gehalten wird. Natürlich gibt es auch hin und wieder alte zerfallene Bahnanlagen zu sehen, doch das findet man bei uns auch. Neben der Bahn scheint die Schifffahrt ebenso von enormer Bedeutung zu sein, anders lassen sich die riesigen Häfen am Irtysch, Ob oder Jenissei nicht erklären. Aber zugegebenermaßen: Es sind schon auch gewaltig breite Flüsse, welche wir da überquert haben.

Auffallend sind auch die unzähligen Bahnmitarbeiter. In jedem Bahnhof klopfen zahlreiche Bahnangestellte die Achsen auf Beschädigungen ab, in den Personenzügen scheint es pro Wagon zwei Schaffner zu geben, in den Postzügen sitzt in jedem Wagen mindestens ein Mitarbeiter und sortiert Briefe sowie Pakete. Und auch die Bahnwärterhäuschen entlang der Strecke für die Bedienung der Schranken oder von anderen Bahneinrichtungen scheinen noch besetzt zu sein – so wie es bei uns auch einmal war.

Ein Dorf in Sibirien

Im Kontrast zur Bahn stehen die unzähligen kleinen Dörfer, die wir ständig passieren. Zerfallene Dörfer, aus einer scheinbar längst vergangenen Zeit. Die kleinen Holzhütten sind unzählige male geflickt, Farbe blättert ab, Holz verrottet, die Fensterläden hängen schief an den Wänden und scheinen bald abzufallen. Strommasten stecken schief im Boden, Industriegebäude sind überwuchert, Metallgerüste verrosten. Doch diese Dörfer sind keines Falls verlassen. Auf den Straßen fahren alte Ladas und neue westliche Autos, in den Gärten stehen gleichermaßen Jung und Alt in der Furche, Kinder spielen. Hin und wieder stehen zwischen den zerfallenen Gebäuden auch einige renovierte, frisch gestrichene Häuschen. Aber im Gesamtbild sehen die Dörfer nach Zerfall aus. Und wir sehen nur die Dörfer, welche an der Bahn liegen.

Aber auch die großen Städte wie zum Beispiel Perm, Omsk, Nowosibirsk oder Krasnojarsk wirken vom Zug aus eher beklemmend als einladend mit ihren unzähligen, aschgrauen Plattenbauten und den verbraucht aussehenden Industrieanlagen.

Zumindest ist das der Eindruck, den wir aus der Transsib heraus bekommen – 4½ Tage lang auf ca. 6000 Kilometern. Und wir haben ja auch nur die Dörfer und Städte gesehen, welche an der Bahn liegen – der Lebensader von Sibirien.  

  14.02.17 um 21:34 Uhr
  photos, reise, bahn, russland
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