Wenn im Spiegel Berge auftauchen ...

... dann ist mal wieder Wandern angesagt. Und nachdem wir neulich in Gisborne entlang des kürzesten Flusses Neuseelands spaziert sind, sollte es nun der höchste nichtvulkanische Berg der Nordinsel sein: Mount Hikurangi. Also der Berg, wohin die Sonne als allererstes jeden Morgen ein paar Strahlen ausliefert. Kiwis stehen übrigens auf Superlativen – wenige Tage später sind wir zum Beispiel über den Fluss Neuseelands gefahren, welcher als allererstes zum Naturschutzgebiet ausgerufen wurde.

Mount Hikurangi misst jedenfalls 1754 Meter und steht tatsächlich ziemlich weit im Osten Neuseelands. So war er unsere vorletzte Station beim Trip rund um Eastland vor dem Erreichen des eigentlichen East Capes. Wir befanden uns also im Lande der Ngāti Porou, einem Maori-Stamm. In deren Mythologie spielt der Riese eine bedeutende Rolle, der Grund warum sich auf dem oberen Teil des Berges ein recht imposantes Aufgebot an im Kreis aufgestellten Holz-Skulpturen befindet. Das Waka Māuis, welches laut Mythologie oben neben dem Gipfel ruhen soll haben wir allerdings nicht zu Gesicht bekommen.

Maori Stätte

Die kreisrunde Maori-Stätte erinnert etwas an Stonehenge.

Doch der Weg zum Gipfel hatte es in sich. Es ging los mit einem recht harmlosen, dafür aber langen, konstant ansteigendem Allrad-Track bis kurz vor die Mt Hikurangi Hut. Die Hütte liegt etwas unterhalb der Baumgrenze, wenn auf dem Weg dahin auch keine Bäume stehen – die ganzen Schafe und Kühe hätten vermutlich nicht mit Bäumen auf die Weide gepasst. Dank des ausgezeichneten Wetters befanden wir uns somit in einem natürlichen Bräunungsstudio.

Abendstimmung

Abendstimmung in der Raukumara Range.

Nach einer Nacht in der gemütlichen Hütte sollte dann aber Schluss mit dem harmlosen Weg sein. Es ging unmittelbar hinter der Hütte eine Weile steil den Berg hinauf, bis wir schweißtriefend das erste und letzte mal auf unserem Trip zwischen ein paar Bäumen verschwanden. Wir befanden uns auf einmal in einem Märchenwald. Wenn es tatsächlich Feen, Zwerge und Co gibt dann dort. Mit Erreichen der Baumgrenze verließen wir das magische Wäldchen und befanden uns nun in alpinem Gelände. Der Weg führte ein ganzes Stückchen um den Berg herum, wobei sich uns nun statt Bäumen arg kratziges Gestrüpp in den Weg stellte. Dieses war aber noch vergleichsweise freundlich verglichen mit den satt grünen, zum Anfassen einladenden „Grasbüschel-Attrappen“, die in unmittelbarer Verwandschaft mit Kakteen stehen müssen. Auf jeden Fall sorgte das Zeug für blutige Hände.

Hikurangi Massiv

Von „unten“ sieht es schon mächtig aus.

Nach dem Überqueren eines hinterhältigen, steilen Geröllfeldes endete der Weg in einem mit Geröll verschütteten Felseinschnitt. Es konnte nur nach oben weiter gehen. Also war Klettern angesagt. Einer musste jeweils in Deckung warten, da es nicht möglich war ohne Steinschläge auszulösen weiter voran zu kommen. Festhalten war an einigen fest anmutenden Felsstücken oder dem Kaktus-Gras möglich. Doch irgendwann war auch der Felseinschnitt bezwungen. Wir hatten den Gipfel nun direkt vor unseren Augen, es war nicht mehr weit. Wir ließen unsere Rucksäcke zurück und tasteten uns langsam über zwei verdammt dünne Grate in Richtung Ziel. Hallo Höhenangst! Immer schön den Pfad mit dem Fuß treffen, ja nicht links oder rechts daneben.

Hikurangi Gipfel

Der Gipfel ist nicht mehr weit.

Doch das Gefühl am Ende oben zu stehen, die Aussicht in sich aufzusaugen und dem Berg mit seinen Tücken Respekt zu zollen ist jede Mühe wert.

Bullen-Posen

Bullen-Posen.

Zweites Frühstück, Energie tanken vor dem Rückweg. Wieder voller Anspannung tasten wir uns langsam herunter, bis wir irgendwann nach Überqueren des Geröllfeldes tief durchatmen können. Breites Grinsen in unseren Gesichtern, auch das Wetter spielt immernoch mit, wir sind glücklich. Der restliche Rückweg ist nun nur noch ein gemütlicher Walkout. Wir treffen ein paar Bullen, welche für ein Gruppenfoto posieren und werden zwischenzeitlich hitchcockmäßig von Mac Pie gejagt, doch nichts kann unseren Tag mehr trüben.

Mac Pie

Mac Pie: „Hm, ich? Ich hab nichts gemacht!“

  27.10.13 um 21:22 Uhr
  photos, new zealand, reise
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Kommentare

schäfchen
schrieb am 27.10.13 um 21:27 Uhr:

Ich bin stolz auf dich Papi. Das liest sich vom Höhenangstfeeling ein bisschen wie mein Eintrag über Calpe. Gibt's Fotos von oben?

Binni
schrieb am 27.10.13 um 23:31 Uhr:

:-) Es gibt tausende Fotos, von allem was sich hier fotografieren lässt. Also viel zu viel ...

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