Was braucht es schon mehr als 20 Bilder um ein Land abschließend und ausreichend zu charakterisieren. Und dann noch so ein kleines Land wie Armenien. Ein Land wo ich eigentlich doch recht straight durchgeradelt bin. Hier also wieder mal ein völlig objektiver und vollumfänglicher Bericht.
Am Grenzübergang zu Georgien gab es noch nicht mal eine richtige Flagge zur Begrüßung. Aber gut, zumindest weht die auf der Tafel auch bei Flaute.
Über die Armenischen Straßen hatte ich schon viel gehört, jedoch nicht viel gutes. Auf der M6 ging es von der Georgischen Grenze zunächst nach Wanadsor, die drittgrößte Stadt des Landes. Aber um nicht zu übertreiben: Das unasphaltierte Stück war hier nicht sehr lang.
Eine unglaublich große Menge von Fahrzeugen im Land offenbart ziemlich eindeutig, dass das kleine Kaukasusland einst Teil der Sowjetunion war. Gleichzeitig zeigt sich hier aber auch wie arm das Land ist, denn der Anteil an alten Fahrzeuge im Vergleich zu modernen ist wirklich enorm. Die nächste Besonderheit ist der hohe Anteil an Erdgas betriebenen Fahrzeugen, wie zum Beispiel diesen Bussen.
Die Sowjetische Prägung ist auch allerorten in den Städten mit den charmanten grauen Plattenbauten zu erkennen.
Selbst eine der alten Seilbahnen, wie ich sie im georgischen Tchiatura schon bestaunte, baumelte hinter Alaverdi noch in der Luft.
Ruinen am Sevansee. Sollten das Hotels werden? Viel Tourismus gab es da jedenfalls nicht zu entdecken, wobei doch gerade der größte See des Kaukasus schon ziemlich schön ist.
Für den selbständigen Service gibt es ein paar Fahrzeugbühnen direkt an der Straße. Schon ganz praktisch.
Die Gastfreundschaft der Armenier ist absolut großartig. Ständig wurde gegrüßt, es gab Einladungen zum Essen oder Trinken – Ausschlagen unmöglich. Auf meiner Route entlang des östlichen Sevan-Ufers kam ich gar nicht zum Kochen, da mich die Armenier ständig mit Leckerein versorgten. Schnorrhakalem!
Das Bild erzählt aber auch etwas über die armenische Küche: Denn es ist ein Land in dem viel gegrillt wird. Meistens allerdings nicht Fisch sondern Kebap-Spieße. Dazu gibt es dann das Nationalbrot Lavasch.
Es gibt zwar nicht so viele Kühe wie in Georgien, dafür aber leider viel mehr Müll.
Eine alte Karawanserei an einer alten Handelsstraße. Architektonisch völlig anders angelegt als die im alten Persien. Für mich das erste mal Seidenstraßenfeeling – wow, mit dem Rad durch den Orient!
Armenien liegt mitten im Kleinen Kaukasus, also ein Land voller Berge. Und wo es hoch geht, geht es auf der anderen Seite wieder runter – meist mit grandiosen Ausblicken, wie hier bei der nach Süden führenden Abfahrt vom Selim Pass.
Laut Statisitk sind über 90 Prozent der Bewohner Armeniens orthodoxe Christen. Auch war es Armenien, welches als erstes Land im Jahre 301 das Christentum als Staatsreligion deklarierte. Im Land finden sich also überall die kleinen orthodoxen Kirchgebäude …
… oder auch größere Klosteranlagen wie zum Beispiel das in Tatev.
Ähm, war ich da plötzlich auf einem Sächsischen Hinterhof gelandet?
Das Kaukasusland ist alles andere als dicht besiedelt – es gibt somit wenig Lichtverschmutzung. Auch liegt es ziemlich weit oben und Wolken waren im August eher Mangelware. Perfekte Bedingungen zum Sterne gucken!
Schweißfrei lassen sich die Berge im Sommer natürlich nicht erklimmen, fetzt aber trotzdem.
Die Hauptverkehrkehrsachse in den Süden. Besser gesagt die einzige Straße durch die Sjunik Provinz in den Süden. Viel Platz für Radfahrer ist da leider nicht, besonders wenn im Gegenverkehr überholt wird, denn es gilt: „Platz da, hier komme ich!“
Der Mehgri Pass kurz vor der Iranischen Grenze. Die meisten Fahrzeuge waren hier iranische Trucks, die sich langsam den Berg hoch quälten.
Landeswährung ist der Dram. Münzen sind mir nicht untergekommen. Der Wechselkurs zum Euro betrug ca. 1:400.
Die Armee hat in dem kleinen Land eine riesige Bedeutung. Das konnte man selbst ohne großartiges Wissen über die aktuelle politische Situation schon auf der Straße erkennen, bei den ganzen Armee-Konvois die einem ständig begegneten. Schon irgendwie ein spezielles Gefühl, was dabei aufkommt. Noch bizarrer fühlte es sich aber an, als mich dann auch lauter russisch beflaggte Militärkonvois überholten bzw. entgegenkamen. Russland tritt als Schutzmacht für Armenien im Konflikt mit Aserbaidschan auf, kontrolliert aber auch die Grenzen zum Iran sowie zur Türkei.
Reisezeit: August 2022
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