Entlang der kroatischen Küste

Die kroatische Küste konnte ich von Beginn an rundum genießen, nicht so wie die ersten Kilometer durch das Inland von Kroatien. Zum einen war das Wetter wesentlich besser, auf die Berge war ich eingestellt und vor dem eigentlichen Radtrip gab es noch eine Runde „Urlaub“ auf der Insel Hvar.

Blick aus dem Bergland auf Hvar in Richtung Festland.

Mit der Fähre ging es zwei Stunden lang von Split auf eine der größeren kroatischen Inseln – Hvar. Diese Insel liegt ziemlich direkt vor Split, ist mit ca. 10 Kilometern recht schmal, dafür aber knapp 70 Kilometer lang. Genau wie das kroatische Festland ist auch diese Insel alles andere als flach – es zieht sich ein kleiner karstiger Gebirgszug über die Insel, der allerdings an seiner höchsten Stelle nur 628 Meter auf das Maßband bringt. Dank des Herbstes war es auch wunderbar ruhig auf der Insel, im Sommer sieht das bestimmt ganz anders aus.

Trockenmauern und deren Reste gibt es an jeder Ecke auf der Insel zu entdecken.

Rein optisch war es wieder eine spektakuläre Landschaft. An den steilen Hängen sind oft Terrassen mit Hilfe von Trockenmauern angelegt auf denen Wein oder Lavendel angebaut wird. In den flacheren Bereichen gibt es zahlreiche Olivenplantagen, ebenfalls von uralten Trockenmauern eingefasst. Diese Trockenmauern wurden übrigens von der UNESCO in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Neben den Trockenmauern befinden sich auf der Insel auch noch unzählige alte Rundbauten, genauso nach dem Trockenmauerprinzip angelegt. Teilweise sind diese Gebäude ziemlich klein, so dass man sich schon fragen kann, ob sich der Aufwand für so einen kleinen Nutzraum im Inneren überhaupt gelohnt hat. Von ihrer Form her haben sie mich etwas an die mongolischen Jurten erinnert.

Dicke Wände und kleiner Innenraum – typische Ruine auf Hvar.

Da wo nichts angebaut wird sind die Hänge bewaldet oder es schaut der nackte Fels heraus. In manchen Lagen reicht es auch nur für eine maximal strauchige Vegetation. Es ist sehr gut sichtbar, dass es hier lange Trockenperioden gibt. Gekrönt werden die Ausblicke noch durch das tiefblaue Meer welches die Insel umgibt und somit für herrliche Kontraste sorgt.

Auch im Herbst blüht es hier noch.

Bei einer kleinen Wanderung zum Sveti Nikola konnte ich etwas unterhalb des Gipfels auf der westlichen Inselseite eine recht große Höhle bestaunen, an deren Eingang vor vielen vielen Monden eine kleine Kapelle errichtet wurde. Schon ziemlich spektakulär gelegen dieser Anbetungsort, heute ist es aber nur noch eine Ruine.

Ausblick aus der Höhle in Richtung Italien. Unten links sind ein paar Fragmente der Kapelle zu erkennen.

Mit Sicherheit hätte ich noch viel mehr auf der Insel besuchen und bestaunen können. Doch der Plan war es eine Runde Urlaub vom Reisen zu haben – wenn man die ganze Zeit unterwegs ist, tut eine Pause wo mal nichts zu besuchen ist auch ganz gut. Das Tier durfte sich über einen größeren Service inklusive Reinigung freuen und auch das ganze Reisegepäck wurde einmal auf Vordermann gebracht.

Achtung, Badegäste queren auf den nächsten 9 Kilometern!

Wieder zurück auf dem Festland ging es dann weiter südlich in Richtung Dubrovnik. Die Küstenstraße lockte zwar mit wunderschönen Ausblicken, war aber doch ziemlich stark befahren. Die Straße mäandrierte entlang der ausgefransten Küstenlinie und so gab es ständig kleine Buchten und hin und wieder auch Stände zu bestaunen. Dazu die Tiefblaue Farbe des Meeres, das sonnige Wetter – es war perfekt. Im Flußdelta bei Opuzen ist eine Orangenplantage an die nächste gereiht, mit zahlreichen kleinen Kanälen zur Bewässerung dazwischen, was von oben betrachtet einen interessantes Muster ergibt. In diesem Bereich der Küstenstraße stand gefühlt alle 500 Meter ein Stand, an dem Orangen erworben werden konnten.

Orangenplantagen soweit das Auge reicht.

Nur ein kleines Stück weiter südlich habe ich dann für eine dreiviertel Stunde die EU verlassen. Auf einem circa 7,5 Kilometer langen Küstenabschnitt ging es durch Bosnien und Herzegowina, welches hier mit der Gemeinde Neum den einzigen Meereszugang hat. Danach ging es wieder nach Kroatien, wobei es sich dort dann um eine Exklave handelte, denn dieser Landesteil ist ja durch Bosnien und Herzegowina vom Hauptland abgetrennt. Die Kroaten bauen zur Zeit allerdings eine Brücke zu einer Halbinsel dieser Exklave. Für mich war der Transit völlig unproblematisch, die Grenzbeamten haben mich jedes mal einfach durchgewunken ohne auch nur einen Blick in den Pass zu werfen. Die Stadt Neum selbst wirkte auf mich recht unspektakulär, viel Beton-Architektur. Kein Ort an den es mich zum genaueren Bestaunen hin zog.

Kurzer Abstecher in ein weiteres Land.

Irgendwann war Dubrovnik erreicht, die größte Stadt der kroatischen Exklave. Dubrovnik ist für seine Altstadt bekannt. Die Stadtmauern der Altstadt sind sehr gut erhalten und ziemlich imposant. Es handelt sich um eine alte Festungsanlage. Dahinter befinden sich dicht gedrängt und nahtlos aneinander gereihte mehrstöckige Wohngebäude, die nur durch schmale Gassen erreichbar sind. Es gibt eine große breite Hauptstraße und natürlich auch zahlreiche Kirchen und andere Prunkbauten. Vom Stil her hat es mich etwas an Split erinnert. Ach und dann sind da auch noch zahlreiche Souvenier-Läden mit Games of Thrones Klimbim, Dubrovnik war wohl Teil der Szenerie und ist nun zur Pilgerstätte für die Fans geworden. Zugegebener Maßen handelt es sich hier schon um eine extrem schöne mittelalterliche Stadt.

Dubrovnik.

Da Städte jedoch nicht zu meinen Hauptzielen auf der Reise gehören, ging es nach einem Abend in Dubrovnik weiter gen Süden. Ich konnte noch einen schönen Abend bei Marko – einem 83 Jährigen Warmshowershost in Mikolici genießen. Auf seinem Grundstück hat er einen Campingplatz mit grandiosem Ausblick auf die Küste, ein paar hundert Meter über der Wasseroberfläche errichtet. Ein Ort für den perfekten Sonnenuntergang mit jeder Menge grün und zahlreichen Zypressen. Ein echtes Stücken Traumlandschaft. Wäre mir das Wetter dort noch wohlgesonnen gewesen, hätte es dort auch noch ein paar Tage mehr ausgehalten.

Im Paradies bei Mikolici.

Dass es dann am nächsten Morgen etwas regnerisch in Richtung Montenegro weiter ging, war ja bereits beim Novemberbild zu lesen. Kroatien war für mich bisher eines der schönsten Reiseländer. Die Landschaften waren so abwechslungsreich und wunderschön. Meine Augen konnten sich gar nicht genug satt sehen an diesem Land. Ich werde definitiv wiederkommen.

Campspot mit Meeresrauschen – großartig.

Das Stückchen kroatischer Küstenstraße wird mir aber nicht nur aufgrund seiner bestechend schönen Landschaft in guter Erinnerung bleiben, denn hier konnte ich auch jede Menge neuer Bekanntschaften schließen. Seit der Ostseeküste traf ich nun endlich mal auf andere Radreisende. An einem Tag waren es sogar gleich vier. Die Gespräche über unsere bisherigen Routen, die weiteren Ziele, tolle Momente und nicht so schöne Augenblicke – all das brachte motivatorisch noch mal einen unglaublichen Schub. Faszinierend was solche Begegnungen mit Menschen auf ähnlicher Mission bewirken können.

Thank you Croatia, bye bye!


Reisezeit: Oktober/November 2021

Kommentare

4 Antworten zu „Entlang der kroatischen Küste“

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    Romy

    Ach Binni, ist das schön dass du dort überall langradelst, wo ich als Kind oft Urlaub gemacht habe. Hast du auch Schildkröten in freier Wildbahn gesehen? Wobei, vielleicht machen die ja trotzdem grad Winterschlaf?! Liebe Grüße Romy

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      Ich hab diese schöne Ecke erst jetzt entdeckt. Schildkröten sind mir erst in Griechenland in freier Wildbahn über den Weg gelaufen.

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    Andreas

    Das waren ja mal Fotos satt.
    Danke dafür und für die gute Reise-Laune bei -1 Grad in Deutschland.

    1. Benutzer Icon

      Ja irgendwie konnte ich keines davon hier raus lassen. Wenn -1°C auch nicht so kalt ist, radreisetechnisch scheine ich alles richtig gemacht zu haben 😀

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