Ein Streifzug durch New Orleans

Als Radreisender, wird man oft über die kommende Route gefragt. Als ich den Menschen auf meiner Route entlang der US Golfküste erzählte, dass es nach New Orleans gehen sollte, bekam ich oft besorgte Blicke und den Hinweis, dass es da recht gefährlich sei. Wie so oft bei solchen „Warnungen“, war New Orleans aber nicht gefährlicher als andere Großstädte. Und um ehrlich zu sein, bin ich sehr glücklich da gewesen zu sein, denn von den US-Amerikanischen Städten die ich gesehen habe, war es die spannendste und schönste.

Die Stadt hat eine interessante Geschichte, die auch in den letzten Jahren noch durch dramatische Ereignisse wie den Hurrikan Katrina zu gewaltigen Veränderungen geführt hat. Aus den Anfängen der Stadt ist der French-Quarter noch erhalten, der durch seine französische und spanische Kolonialarchitektur recht besonders daher kommt. NOLA hat architektonisch aber noch wesentlich mehr zu bieten, da sind zum Beispiel die für diese Region typischen Shotgun-Houses: Längliche Gebäude ohne Flur, dafür mit Durchgangszimmern, die oftmals von der eher weniger finanzstarken Bevölkerung bewohnt wurden. Im Stadtzentrum konnte ich durch tiefe Straßenschluchten zwischen Hochhäusern spazieren, die mich an Szenen aus US-Filmen erinnerten. Ganz im Zentrum liegt eine Art Prachtstraße, in deren Mitte die Straßenbahnlinie erst vor ein paar Jahren wieder eröffnet wurde. Ich sah moderne drei- oder viergeschossige Neubauten (vermutlich als Folge der Überschwemmungen durch Katrina), die sehr untypisch für die USA wirkten. Am Rand der Stadt gab es günstiger aussehende Wohnquartiere, unter anderem auch die typischen Mobilheim-Siedlungen; ich sah Quartiere mit Ziegelsteinhäusern aber auch den klassischen Holzhäusern mit Garten drum herum – Viertel der Wohlhabenden und Viertel der ärmeren Bevölkerung. Ich hatte das Gefühl in dieser Stadt das erste mal so richtig viele Kontraste an einem Ort zu entdecken.

Ich war aber nicht nur von der Vielzahl der verschiedenen Baustile beeindruckt sondern viel mehr von der ganzen Kultur. Die Stadt wirkte äußerst lebendig, ich sah viele Schwarze Menschen – die restliche Golfküste war dagegen weiß. Im Stadtzentrum gab es richtig viel Trubel, jede Menge Fußgänger waren unterwegs, im Frenchquarter traten Straßenkünstler auf und natürlich spielten in der Wiege des Jazz auch mehrere Jazz-Bands auf den Straßen. Im Louis-Armstrong-Park fand ich einige Statuen zum Gedenken an die Sklavenzeit, an Big Chief Tootie – eine Ikone des Mardi Gras (des lokalen Karnevals) sowie an Louis Armstrong und andere Jazz-Musiker. Ich entdeckte jede Menge Streetart und sah mit der Natchez eines der alten Dampfschiffe auf dem mächtigen Mississippi fahren, vom Voodoo hielt ich mich jedoch fern.

Die Bilder und die paar Zeilen geben nur einen kleinen Einblick wieder, NOLA hat noch so viel mehr zu bieten. Am besten ihr fahrt selbst mal hin!


Reisezeit: Dezember 2024

Kommentare

2 Antworten zu „Ein Streifzug durch New Orleans“

  1. Benutzer Icon
    Andreas

    Die Vielfalt an Architektur ist wirklich beeindruckend. Von zerfallen bis schick von klobig bis filigran alles dabei.

    Danke für das Mitnehmen nach NOLA.

    1. Benutzer Icon

      Gern geschehen 🙂

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