Ölfeld bei Kuçovë.
Irgendwann tauchten in Albanien auf der Strecke von Elbasan nach Berat in der Ferne ein paar Metalltürme auf. Inmitten der grünen Landschaft standen einige dieser Metallgestelle, malerisch gelegen an einem See vor einem schönen Bergpanorama. Sie sahen aus wie alte Ölfördertürme, wie ich sie schon in zahlreichen Dokus gesehen hatte. Als ich näher kam konnte ich es mit Sicherheit ausmachen. Sah schon ziemlich interessant aus, allerdings bog die Straße rechts ab und so war wieder Schluss mit dem Ausblick auf die Türme.
Ein paar Meter weiter tauchte dann allerdings so ein Turm mit dazugehöriger typischer Pumpe recht nah an der Straße auf. Das Ding sah ganz schön verrostet aus, musste wohl schon ziemlich alt sein. Wiederum einige Meter weiter klapperte es dann, dazu gab es ein dumpfes Motorendröhnen. Und tatsächlich – dort bewegte sich noch eine dieser Ölförderpumpen. Das Ganze war scheinbar noch intakt und eventuell doch nicht so alt. Vor der Pumpe weidete ein Esel, auch ein paar Hühner sprangen herum.
Ich fuhr ein Stück weiter und befand mich dann in einer bewohnten Siedlung. Und auch hier standen zahlreiche der Ölförderanlagen, dazu roch es auch noch nach Öl. Eine der Pumpen stand direkt an der Straße. Rings um die Pumpe war es schwarz und matschig – hier hätte ich das Tier „gut einölen“ können. Neben den Ölförderpumpen entdeckte ich noch vollgekleckerte Tanks und Rohrleitungen. Alles inmitten der Siedlung, nichts abgesperrt – direkt im Lebensbereich der Familien. Wieder ein paar Meter weiter fuhr ich durch ein Stück Weideland wo weitere der Anlagen standen mit matschigen Ölsümpfen drum herum. Ein Hirte trieb seine Schafe direkt an einem dieser Sümpfe entlang.
Ein paar Tage später radelte ich in der Nähe von Fier durch ein anderes Ölfeld. Hier stank es ziemlich stark nach Schwefelwasserstoff. Dazu gab es ein buntes Farbspiel aus Öl in einem kleinen See zwischen mehreren der Fördertürmen.
Klar habe ich schon oft etwas von solchen Anlagen und Ölfeldern in Dokumentationen gesehen, im Netz gelesen und garantiert auch auf anderen Kanälen wahrgenommen. Aber einmal mit dem Fahrrad selbst durch diese enorme Umweltsauerei zu fahren, das mit eigenen Augen zu sehen, es zu riechen, die Menschen mit ihren Kindern und Tieren in solch einer Situation zu erleben, war schon ziemlich erschreckend und deprimierend. Und das sage ich als jemand dessen Ausrüstung aus lauter petrochemischen Produkten hergestellt wurde, der jahrelang Auto gefahren ist und sich darüber irgendwie doch zu wenig Gedanken gemacht hat.
In der Schule durfte ich für den Chemieunterricht keine Flasche mit Erdöl vorhalten – zu gefährlich, enthält zu viele kanzerogene Substanzen. Stattdessen musste ich dort für Demonstrationsexperimente auf ein „synthetisches Erdöl“ ausweichen.
Was für ein Irrsinn.
Reisezeit: November 2021
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