Vulkane, tropische Hitze und ruhelose Nächte: Unterwegs in El Salvador, Honduras und Nicaragua

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Der Titel lässt es schon vermuten: Meine Zeit in den zentralamerikanischen Ländern El Salvador, Honduras und Nicaragua war nicht unbedingt die angenehmste, doch trotzdem gab es jede Menge Spannendes zu beobachten und erfahren.

Diesige Landschaften und häufig geflickte Straßen – Bienvenidos a Centroamérica!

Anfang Mai kam ich vom Hochland Guatemalas und nahm den Hachadura Grenzübergang im Tiefland El Salvadors. Die Kombination aus tropischem Tiefland und der Jahreszeit bedeutete extreme Hitze gepaart mit einer extrem hohen Luftfeuchtigkeit – die Regenzeit stand kurz bevor. Schon allein vom Sitzen klebte man durch den permanent rennenden Schweiß; konnte man Duschen, so war man schon kurz danach wieder schweißgebadet und auch nachts gab es keine ernst zu nehmende Abkühlung. Beim Zelten stellte ich natürlich nur das aus jeder Menge Mesh bestehende Innenzelt auf, aber auch das war schon das reinste Gewächshaus. Ohne Zelt ging es aber auch nicht, denn sonst würden einen die Moskitos auffressen, die in dieser Region auch gern mal etwas Dengue im Gepäck haben. Oder vielleicht würden Herr und Frau Skorpion zu einem kleinen „Abstecher“ vorbeikommen. In den Unterkünften gab es immer zahlreiche Ventiltoren, die die ganze Zeit brummten. In den Schlafsälen der Hostels hatte jedes Bett seinen eigenen Ventilator – geholfen hat das aber auch nur bedingt.

Mit der zweiten Hälfte des Mais begann dann auch langsam die Regenzeit einzusetzen, was teils sintflutartige Regengüsse inklusive Gewitter bedeutete. Von da an hieß es also jeden Nachmittag ein Dach für den Schlafplatz aufzutreiben. Doch irgendwie klappte das eigentlich fast immer, denn Zentralamerika ist äußerst dicht besiedelt. Und da wo mal weniger Menschen wohnen ist alles bestens mit stachligem Draht eingezäunt, so dass man kaum eine Chance zum Wildzelten hat, so dass ich letztendlich irgendwo in bewohnten Gegenden einen Schlafplatz suchte und nach einem Dach fragte oder gleich eine Unterkunft nahm. Wildzelten wäre aber auch aufgrund der Sicherheitslage nicht unbedingt die cleverste Idee in dieser Gegend gewesen. Gelegenheitsdiebstähle oder Raubüberfälle aus sozioökonomischen Gründen sind in diesen Ländern leider keine Seltenheit.

Müll, Skorpione und der typische Trubel.

Zentralamerika ist ein relativ schmaler Streifen zwischen dem karibischen Meer und dem Pazifik, es gibt nicht so viele Routenoptionen und durch die dichte Besiedlung kann man dem Rummel nur selten entgehen. Auf den Straßen wird viel gehupt, jede Menge Qualm ausgestoßen, überall dröhnt laute Musik – wer Ruhe sucht, findet diese vielleicht auf der Insel Ometepe in Nicaragua aber sonst sollte man schon eher etwas resistent gegenüber den permanent auf einen einströmenden Reizen sein, wenn man es da länger aushalten möchte.

El Salvador

Noch zu Beginn meiner Radreise galt El Salvador als eines der gefährlichsten Länder der Welt, mit einer unglaublich hohen Mordrate. Damals hätte ich es nicht gewagt, auch nur einen Fuß in das Land zu setzen. Die Lage hat sich jedoch unter Präsident Nayib Bukele seit März 2022 komplett geändert. Er verhängte in dem Land den Ausnahmezustand, fuhr die Kontrolle der öffentlichen Bereiche durch Polizei- und Militärkräfte extrem hoch, wodurch unter anderem über 80.000 Bandenmitglieder verhaftet werden konnten. Die Mordrate liegt nun unter der Kanadas, wodurch sich El Salvadors Sicherheitslage nun locker mit der westlicher Staaten vergleichen lässt. Vor all diesen Maßnahmen muss das öffentliche Leben in den kleinsten der zentralamerikanischen Staaten wohl ziemlich eingeschränkt gewesen sein. Die Bevölkerung traute sich kaum aus ihren eigenen vier Wänden heraus, ab den späten Nachmittagsstunden muss es auf den Straßen vermutlich so ausgestorben gewesen sein wie heute beispielsweise in den Küstenstädten Ecuadors, wo Banden das öffentliche Leben kontrollieren.

Von diesem eingeschränkten, zurückgezogenen Leben habe ich aber nichts mitbekommen – überall in El Salvador war es äußerst trubelig und auch nach Einbruch der Dunkelheit war in den Städten keinesfalls tote Hose. Oft sah ich Gruppen von drei oder vier schwer bewaffneten Polizisten oder Soldaten zu Fuß durch die Straßen patrouillieren – die Garanten der aktuellen Sicherheit. Viele der El Salvadorianer grüßten mich äußerst freundlich und waren oftmals interessiert an einem Schwätzchen – meine Vermutung ist, dass es vor den Maßnahmen der aktuellen Regierung wohl nicht so viele Touristen im Land gab und vermutlich auch nicht in den Ecken des Landes, durch die ein Reiseradler bei der Nord-Südquerung des Landes so durch rollt. Diese neu gewonnene Sicherheit kommt aber auch zu einem gewissen Preis: Der Ausnahmezustand und die anderen Maßnahmen werden stets weiter verlängert, wobei die rechtliche Grundlage dazu strittig ist. Bei Verhaftungen haben die Verhafteten wohl kaum bis keine Möglichkeit für rechtlichen Beistand, was diese Aktionen auch ziemlich willkürlich ausarten lassen kann. Gerade von Bewohnern anderer lateinamerikanischer Länder habe ich diesbezüglich hin und wieder kritische Stimmen gehört. Aber dennoch: Die Bewohner El Salvadors können sich nun erstmal vor den Banden sicher fühlen; das Streben zum Auswandern scheint etwas zurückgegangen zu sein, wenn auch ungefähr die Hälfte der Einwohner nach wie vor unter der Armutsgrenze leben. Ich fühlte mich jedenfalls sicher und konnte meine Reise gen Süden somit auf dem Landweg fortsetzen.

In den Straßen Santa Anas.

Nachdem es an der Pazifikküste so unglaublich heiß war, steuerte ich wieder die Berge an. In der Stadt Santa Ana quartierte ich mich für ein paar Tage in einem Hostel ein, um ein paar Dinge online zu organisieren und auch eine der typischen Touristenaktivitäten El Salvadors in Angriff zu nehmen: Eine Wanderung an den Kraterrand des Vulkans Ilamatepec, um den Ausblick von diesem 2381 Meter hohen Berg auf die Umgebung als auch in den Krater selbst zu genießen. Ganz so beeindruckend, wie ich es mir vorgestellt hatte, war es dann aber leider doch nicht. Zum einen spielten die Wolken nicht so ganz mit und verweigerten meistens weitreichende Blicke ins Umland, zum anderen war es tatsächlich wirklich eine dieser Massen-Tourismus-Attraktionen. Für die Anreise zum Startpunkt des Wanderweges konnte ich einfach einen Chickenbus nehmen, der bis auf ein paar wenige Touristen komplett mit Einheimischen voll gequetscht war – eine authentische Erfahrung und soweit auch ganz nett. Am Ausgangspunkt des Tracks angekommen war es jedoch obligatorisch, einen Guide zu bezahlen und mit diesem in einer Gruppe anderer Touristen zum Krater hinauf zu wandern – der Moment, wo der Ausflug nervig wurde. Der Guide selbst lief eigentlich nur der Gruppe voraus, ohne irgendetwas zu erklären – aber wir Wanderer konnten uns so auf dem absolut eindeutigen Weg ohne Abzweigungen nicht verlaufen. Meine Gruppe war mit 13 oder 14 Wanderern recht klein, da wir schließlich alle auf eigene Faust zum Ausgangspunkt gekommen waren. Es waren jedoch noch wesentlich größere Gruppen am Start, die per Reisebus von wo auch immer her gekarrt wurden. Neben den Guides und Ausflüglern stolzierten noch zwei mit Gewehren bewaffnete Polizisten an dem Vulkan herum – ein für Ausflüge in die pure Natur eher ungewöhnlicher Anblick. Wenn auch der Weitblick fehlte und ich die Szenerie nicht für mich allein genießen konnte, so gab es trotzdem ein paar schöne Blicke auf die Vegetation am Ilamatepec und letztendlich auch auf den türkisfarbenen sauren Kratersee, inklusive ein paar olfaktorischer Erlebnisse durch die aufsteigenden Schwefeloxid-Dämpfe.

Unterwegs am Ilamatepec.

Schön ruhig war es dann wieder auf dem Weg in Richtung Suchitoto. Auf wunderbar kleinen, kaum befahrenen Straßen ging es in dieses kleine koloniale Dorf und anschließend noch ein Stückchen weiter an einen privaten Aussichtspunkt oberhalb des angestauten Rio Lempas. Privat heißt nicht, dass es meiner war – es handelte sich vielmehr um ein für einen Aussichtspunkt taktisch gelegenes Privatgrundstück, wo der Eigentümer gegen ein kleines Eintrittsgeld Zugang zum Ausblick gewährt. In den eingezäunten Gegenden Lateinamerikas ist dies eine typische Art des „Gewerbes“, manchmal gibt es noch ein kleines Restaurant oder einen Kiosk. Ich durfte dort jedenfalls mein Zelt aufstellen und hatte das ganze Grundstück bei einsetzender Dämmerung komplett für mich allein. Doch nicht nur der geniale Ausblick auf den Stausee war die drei Dollar wert – auf dem gleichen Grundstück befand sich noch ein ausgetrockneter Wasserfall über eine Abbruchkante aus Basaltsäulen, der dank der Gesteinsformation auch ohne Wasser recht fotogen war.

Am nächsten Vormittag hielt ich den Kilometerzähler immer genau Auge, denn nun sollte ich die 40.075 Kilometer-Marke knacken – die Entfernung, die einer Erdumrundung entlang ihrer größten Ausdehnung um den Äquator entspricht. Auch wenn es nur eine Zahl war und ich ja anstatt die Erde einmal zu umrunden, eher nur irgendwo eine eigenartig geformte, teilweise verschlungene Linie auf der Karte hinterlassen habe, so freute ich mich über diesen kleinen Meilenstein.

Irgendwann wieder an der heißen Pazifikküste angekommen, war es Zeit, etwas Neues auszuprobieren. So oft ich schon gehört hatte, dass die Bomberos in lateinamerikanischen Ländern Radreisenden gegenüber besonders aufgeschlossen sein sollten und diesen eine freie Unterkunft anbieten – probiert hatte ich das in den vergangenen vier Monaten jedoch noch nicht. In der kleinen Stadt Usulután suchte ich also jetzt das erste Mal eine Feuerwache auf, stellte mich vor und fragte nach einem trockenen sowie sicheren Fleckchen zum Übernachten. Ohne weiter Nachfragen bat man mich herein und zeigte mir gleich einen Raum mit großen Ventilatoren, in dem ich einfach meine Isomatte ausrollen sollte. Duschen, Toiletten, Steckdosen – alles stand mir zur Verfügung. Ich war völlig perplex ob dieser offenen Gastfreundlichkeit, konnte das aber gar nicht richtig einsinken lassen, denn ich war nicht der einzige Radreisende vor Ort. Rhian und Chris aus Großbritannien waren schon da und so gab es natürlich gleich jede Menge zu erzählen. Für die beiden war es nicht das erste Mal bei den Bomberos, sie hatten bereits zuvor in so einigen anderen Feuerwachen genächtigt.

Es war nun nicht mehr weit bis zur nächsten Grenze, Rhians und Chris Route sollte ebenso weiter in Richtung Süden führen und so beschlossen wir gemeinsam durch Honduras bis nach Nicaragua zu radeln – nicht ganz ohne Grund.

Honduras

Honduras kam 2015 auf Platz zwei der Länder mit der höchsten Mordrate pro Einwohner, direkt nach El Salvador. Die 2022 gewählte Präsidentin Xiomara Castro hat den Notstand ausgerufen, wodurch Bürgerrechte eingeschränkt und Polizei sowie Militär vermehrt gegen Banden eingesetzt werden können. Auch hat sie ihren Vorgänger Juan Orlando Hernández in die USA ausliefern lassen, der während seiner Amtszeit am Drogenschmuggel beteiligt gewesen sein soll. Trotz dieser Maßnahmen konnte die Gewalt durch die Banden im Land noch nicht wesentlich reduziert werden – Honduras gilt immer noch als einer der gefährlichsten Staaten Lateinamerikas. Die Zentren der Bandengewalt befinden sich im dichter besiedelten Norden des Landes, der relativ kleine Abschnitt entlang des Pazifiks ist weniger bevölkert und gilt als sicherer.

Schon bei diesem oberflächlichen Einblick auf die Sicherheitslage Honduras wird klar, dass das zentralamerikanische Land aktuell eher kein lang ersehntes Ziel von Radreisenden ist. Die Entscheidung von El Salvador aus, gemeinsam auf dem kürzesten Weg durch Honduras nach Nicaragua zu fahren, lag daher für Rhian, Chris und mich ziemlich nahe. Insgesamt lagen auch nur 130 Kilometer Flachland auf der Panamericana zwischen den beiden Grenzübergängen – eine Strecke die viele Radreisende durch das Land wählen und von der diesbezüglich keine Sicherheitsprobleme bekannt waren. Unter Einplanung der Regenzeit wollten wir den Abschnitt in zweieinhalb Tagen fahren und in den Städten Nacaome sowie Choluteca beim Roten Kreuz übernachten. Ein anderer Radreisender hatte mir genau diesen Tipp gegeben, der zuvor in entgegengesetzter Richtung unterwegs war. Und wer jetzt noch irgendwelche gruseligen Horrorgeschichten zu meiner Zeit in Honduras erwartet, ist hier leider falsch, denn es klappte alles wie geplant. In Choluteca kampierten wir unter einem Dach beim Roten Kreuz, hatten allerdings trotzdem gewaltig mit den Wassermassen des tropischen Regengusses am Abend zu kämpfen. In Nacaome bekamen wir beim Roten Kreuz ein klimatisiertes Mehrbettzimmer ganz für uns allein – was für ein Luxus! Das einzige Negative, was ich schließlich aus dem Land mitnahm, war eine mittlere Lebensmittelvergiftung – vermutlich aufgrund einer schlechten Kokosnuss von einem Straßenhändler.

Nicaragua

In guter Gesellschaft mit Rhian und Chris.

Genau an dem Tag, als wir von Honduras nach Nicaragua einreisen wollten, begann es mir schlecht zu gehen. Zur Mittagspause in dem Dorf direkt vor der Grenze holte ich, statt etwas zu essen, das Fieberthermometer heraus – ich hatte Angst, mir eventuell Dengue-Fieber eingefangen zu haben, doch meine Körpertemperatur war normal. Erst später am Abend sollte ich auf der Toilette herausfinden, worum es sich vermutlich handelte. Um ehrlich zu sein, war ich in dem Moment ziemlich froh, dass es „nur“ eine Lebensmittelvergiftung war.

Die nervige Einreiseprozedur nach Nicaragua war definitiv nicht das, wonach sich mein Körper in diesem Zustand sehnte. Schon im gesunden Zustand ist das ein Vorgang, den man sich lieber spart. Bereits vor Erreichen des eigentlichen Immigrationsgebäudes gab es Kontrollen, anschließend hieß es über eine Stunde warten, bis dann die Immigrationskarte mit Durchschlag ausgefüllt, die gleichen Daten nochmals in den Computer eingegeben und danach die Einreisegebühr kassiert wurde. Letzteres natürlich in Dollar, obwohl die Landeswährung Córdoba ist – so eine Grenze ist schon ganz praktisch, um an stabilere Devisen zu kommen. Nachdem dieser bürokratische Krempel geschafft war, mussten wir das Gepäck von den Rädern abladen, um es durch ein Röntgengerät laufen zu lassen. Bei den 41 besuchten Ländern auf dieser Reise war das sonst nur im Iran und an einem der fünf von mir passierten Grenzübergänge der Türkei notwendig. Bei einer anschließenden finalen Kontrolle waren wiederum irgendwelche Zettel abzugeben. Nach über zwei Stunden waren wir dann endlich drin.

Mit seiner wirtschaftlichen Situation muss sich Nicaragua eigentlich nicht gerade vor einem Ansturm westlicher Touristen schützen – es ist eines der ärmsten Länder, die ich bisher bereist habe. Aber irgendwie ist das Grenzgebaren totalitärer Regime halt immer etwas intensiver. Denn Nicaragua ist letztendlich genau das: Ein totalitärer Einparteien-Staat, zumindest hat das Ortega-Regime das Land spätestens mit den „Wahlen“ 2022 dazu hingebogen – ein Wahlergebnis, bei dem 153 von 153 Gemeinden an die FSLN Partei gehen, sieht schon sehr russisch aus.

Die FSLN Partei ist allgegenwärtig.

Das ganze Land ist mit FSLN Propaganda zugepflastert. Flaggen, Wandgemälde, heroische Kriegerdenkmäler, in Leon eine ganze „Prachtstraße“ dekoriert mit der Geschichte der FSLN oder auch das fein säuberlich gepflegt und bewachte Monument in der Hauptstadt Managua neben dem Nationalpalast, direkt gegenüber der Kathedrale die jedoch wegen Geldmangel seit dem Erdbeben 1972 noch keinen Wiederaufbau erfahren hat. Die FSLN Partei hat sich aus der Sandinistischen Revolutionsbewegung 1978 ergeben, bei der die damalige Diktatur der Somoza gestürzt wurde. Das Land wird also bereits seit Generationen von autoritären Regimen regiert, wurde dadurch immer wieder auch mit Sanktionen durch die USA belegt und ist mittlerweile komplett verarmt.

Schlechte Straßen, primitive Hütten oder renovierungsbedürftige Gebäude sind nichts Ungewöhnliches in Zentralamerika, in Nicaragua war deren Anteil aber schon ziemlich hoch. Auf den Straßen gab es immer wieder Pferdegespanne zu sehen, einmal sogar einen Ochsenkarren – aber nicht etwa als Touristenattraktion, sondern als das alltägliche Transportmittel der ärmsten unter den Nicaraguanern. Eine der Feuerwachen, bei denen ich nächtigte, wirkte auf mich so heruntergekommen, als ob man den Feuerwehrleuten das Grundstück einer Industrieruine überlassen hatte – und sie mussten nun dort ihren Dienst tun und mit ihren Kindern da wohnen. Dieses traurige Bild wurde durch die vorherrschende Dürre im Land noch untermalt. Weideflächen waren von der Sonne verbrannt, es war staubig und das Vieh klapperdürr. Es ist normal, dass es kurz vor der Regensaison in dieser Region immer besonders trocken ist, doch war der Regen wohl schon etwas spät dran und die Situation für die Menschen etwas angespannter.

Nicaragua ist von Armut gebeutelt.

Abgesehen von den dürren Weidelandschaften, hatte das Land mit seinen unzähligen Vulkanen optisch aber schon etwas zu bieten. Gefühlt reiht sich an der eher flachen Pazifikküste ein Vulkan an den anderen, wobei diese jeweils immer schön bilderbuchartig als Konus aus der Ebene heraus ragen. An einigen der erloschenen Vulkane gibt es malerische Kraterseen, wobei auch die zwei riesigen Seen „Lago Xolotlán“ und „Lago Nicaragua“ mit ihren vulkanischen Inseln eine absolute Augenweide sind.

Vulkane über Vulkane, Kraterseen und tropische Bäume.

Die größte dieser Inseln ist Ometepe und sie liegt zugleich im größten See Zentralamerikas, dem Lago Nicaragua. Von oben betrachtet lässt sich die Insel grob wie eine Acht beschreiben, da sie aus zwei konischen Vulkanen besteht – dem aktiven Vulkan Conceptión sowie dem erloschenen Maderas. Eine gute Stunde dauert es, mit der Fähre von San Jorge auf die Insel nach Moyogalapa überzusetzen und dann befindet man sich in einer anderen Welt. Es ist wesentlich grüner und dichter bewaldet als auf dem Festland, das Vogelzwitschern ist viel prägnanter, es gibt Brüllaffen und angeblich auch Kaimane zu bestaunen. Auf Ometepe gehen die Uhren langsamer, es herrscht absolutes Inselfeeling, wenn nicht gar Hippievibes. Die Insel ist zu Recht ein kleiner Touristenmagnet, doch abgesehen von der Fährüberfahrt habe ich nicht so viel von den anderen Touristen mitbekommen. Es gibt so viele Hostels, dass es sich sehr gut verläuft – vielleicht sieht das aber in der Hauptsaison auch etwas anders aus. Mit dem Rad bin ich aus Zeitgründen nur um den Vulkan Conceptión herum geradelt, im Nachhinein hätte ich doch etwas länger auf der Insel verweilen und auch die andere Hälfte besuchen sollen – irgendwie war es einer der gemütlichsten und unberühertsten Flecken in Zentralamerika.

Unterwegs auf Ometepe.

Wieder auf dem Festland zurück war es nicht mehr weit bis an die nächste Grenze und wenn die Ausreise auch etwas schneller ging, so war das „Erlebnis“ genauso bescheiden wie die Einreise. Der Grenzbeamte wollte nur in Dollar bezahlt werden, hatte selbstverständlich kein Wechselgeld und anschließend musste natürlich wieder das Gepäck geröntgt werden. Hinein nach Costa Rica ging es dagegen super schnell, die Beamten waren äußerst freundlich und winkten mich an der Zollkontrolle einfach durch.


Reisezeit: Mai 2024

Quellen:

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