Zu Besuch beim Fürst

Monaco – ein Land so klein, dass es auf ein einziges Bild passt.

Von Genua aus führte die Route entlang der Küste nach Frankreich. Doch nur elf Kilometer hinter der Französischen Grenze ging es schon weiter in das nächste Land – wenn auch nur kurz zur Durchreise: Monaco. Ich habe das zweitkleinste Land der Erde auf seiner längsten Ausdehnung mit dem Rad durchquert und damit knapp über 4,5 Kilometer zurückgelegt. Und ehrlich gesagt war das auch genug.

In meinen Augen ist Monaco ein skurriles Fleckchen Land. Es ist ein Fürstentum und mit seiner konstitutionellen Monarchie irgendwie aus der Zeit gefallen. Im ganzen Stadtstaat wehten Flaggen mit dem Konterfei von Fürst Rainer, dem verstorbenen Vorfahren des aktuellen Fürsten Albert II. So viele Erdogan-Abbilde gab es nicht mal im Türkischen Rize auf so engem Raum zu sehen.

Im Jahre 2021 waren es laut Wikipedia 39520 Einwohner, davon haben allerdings nur knapp 22 Prozent die monegassische Staatsbürgerschaft. Ein Drittel der Einwohner sind Millionäre. Einbürgerungsanträge scheint es viele zu geben, darüber entscheidet der Fürst. Ein Kriterium für eine erfolgreiche Einbürgerung scheint eine nicht unerhebliche Summe an Kapital zu sein, die man auf einem Konto einer monegassischen Bank deponiert haben muss. Das Land zieht die Reichen nur so an, da es keine Vermögens- und Erbschaftssteuer erhebt. Eine Mehrwertsteuer gibt es, in gleicher Höhe wie in Frankreich aber auch nur weil Frankreich darauf besteht. Monaco ist sehr eng verwoben mit Frankreich, zahlreiche französische Banken agieren in dem Stadtstaat und da in Monaco Platz Mangelware ist, muss eigentlich auch alles aus Frankreich in die Stadt importiert werden. Neben den Fahrzeugen mit monegassischen Kennzeichen, habe ich unzählige mit französischen Kennzeichen gesehen, oftmals waren das dann wiederum nicht die hochwertigsten Autos. Der Stadtstaat muss scheinbar auch ein guter Arbeitgeber für viele Franzosen sein.

Es war zwar alles schön sauber und heraus poliert in Monaco, aber so richtig wohnlich wirkte die Stadt auf mich nicht. Alles findet auf sehr begrenztem Raum statt, es gibt unzählige hohe Betonsilos in denen gewohnt wird, oben mit Dachbegrünung, manche auch sehr fancy mit üppig über die Balkone wuchernder Begrünung. Alles dicht beieinander mit engen und tiefen Schluchten zwischen den Häusern.

Beim Radeln durch Albanien, Montenegro, Rumänien, Moldavien, Bulgarien, die Türkei oder den Iran kam und ich mir des öfteren wie ein reicher Fatzke auf seinem teuren Spielzeug in einem falschen Film vor. In Monaco wiederum wirkte mein voll bepacktes Reiserad wie die traurige Habe eines wohnungslosen Penners. Es sind schon sehr krasse Kontraste, die wir da auf unserer Welt haben und fleißig weiter züchten.


Reisezeit: Oktober 2023

Vom WDR gibt es übrigens ein hörenswertes Podcast-Feature mit dem Titel „Sonne, Fürst und Steuerfreiheit – Monaco – Modell für Demokratiemüde“.

Kommentare

2 Antworten zu „Zu Besuch beim Fürst“

  1. Benutzer Icon
    Andreas

    „Monaco – ein Land so klein, dass es auf ein einziges Bild passt.“

    Geniale Einleitung zur Vorstellung von Monaco.
    Ich würde mich auch ohne bepacktes Fahrrad unwohl fühlen. Außerdem habe ich meine Millionen nicht auf einem Konto in Monaco 😉 … viel zu indiskret. Die Schweizer sind mir da deutlich sympathischer. 🙂

    1. Benutzer Icon

      Die Monegassen wollen ja auch keine Rial haben.

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