Die Türkei – ein perfektes Ziel zum Radreisen

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Die Türkei ist in meinen Augen ein perfektes Radreise-Land. In diesem Artikel möchte ich ein paar Gründe für eine Radreise in der Türkei geben, meine persönlichen Highlights vorstellen und ein paar allgemeine Hinweise zum Radreisen in der Türkei festhalten. Also ein Artikel eines Radreisdenden für Radreisende. Grundlage dieser Infos sind knapp sechs Monate Aufenthalt und über 8000 mit dem Fahrrad zurückgelegte Kilometer in der Türkei in 2022/23.

Inhalt

Gründe für einen Türkei-Besuch

  • Die Menschen!
    Die Aufgeschlossenheit, Neugierigkeit und Gastfreundschaft der in der Türkei lebenden Menschen ist phänomenal. Wenn du nicht menschenscheu bist, wirst du die zahlreichen Begegnungen welche sich zwangsläufig ergeben lieben. Zwar sprechen leider nicht viele TürkInnen ein kommunikationsfähiges Englisch, oftmals triff man aber auf ein paar Türken mit Deutschkenntnissen und ansonsten hilft Google Translate hervorragend weiter. Abseits der typischen Touri-Routen bekommt man als Radreisender ständig Einladungen auf einen Çay oder sogar etwas zu Essen. Manchmal wird man auch zum Nächtigen eingeladen. Und bei Problemen versuchen die TürkInnen wirklich alle Hebel in Bewegung zu setzen, um dir zu helfen.
  • Die Natur!
    Die Türkei ist ein großes Land mit einer unglaublich hohen Variation an Landschaften. Ob mediterrane Küste, alpine Gebirgslandschaften, karge fast schon steppenartige Weidegebiete, extrem feuchte tiefgrüne Berge am Schwarzen Meer, atemberaubende Canyons – es gibt wirklich viel zu sehen.
  • Die Kultur und Geschichte!
    Aus Europa kommend beginnt in der Türkei der Orient. Auch wenn sich das Land in den letzten Jahren immer mehr an den Westen angenähert hat, es ist extrem anders als im westlichen Europa – man kann sagen die Welt funktioniert da anders und es lohnt definitiv sich darauf einzulassen. Dazu gibt es jede Menge geschichtlich spannender Stätten aus allen möglichen Epochen zu besichtigen, zum Beispiel jede Menge antiker Stätten, Höhlenstädte, oder zahlreiche Bauten aus der Zeit des Osmanischen Reichs.
  • Die Infrastruktur!
    Die Bedingungen für Reiseradler sind einfach perfekt, dazu gibt es aber nochmal einen ganz eigenen Abschnitt.

Karte

  • blaue Marker: Sehenswerte Orte und Routen
  • blaue Strecken: empfohlene Routen
  • grüne Marker: Fahrradläden und andere praktische Punkte

Die Karte hier bei OpenStreetMaps im Vollbild öffnen.

Sehenswerte Orte und Routen

  • Istanbul
    Selbst wenn man nicht unbedingt ein Fan von Großstädten ist – Istanbul ist schon etwas Besonderes und definitiv sehenswert. Es sind nicht nur die klassischen Touri-Attraktionen die diese Metropole so interessant machen, es ist das absolut chaotische permanente Wuseln, welches der Stadt ihren eigenen Charme gibt. Es ist unmöglich die Stadt in 2-3 Sätzen angemessen zu würdigen, daher hier mein Istanbul-Bericht.

    ABER: Es ist eine Hölle für Fahrradfahrer. Deshalb hier zwei Varianten, um in die Stadt zu gelangen:
    • aus Griechenland gleich in Keşan nach Canakkale abbiegen und dann mit einer der Fähren über die Marmara-See nach Istanbul rein (von Bandirma oder Yalova, ich habe Istanbul mit der Fähre nach Yalova verlassen)
    • etwas weniger entspannt aber trotzdem den schlimmsten Verkehr vermeidend: von Tekirdağ weiter bis in den „Vorort“ Beylikdüzü fahren und dort den Metrobus in die Innenstadt nach Istanbul nehmen (geht zwischen 10 und 16 Uhr, sehr günstig und schnell, an der Haltestelle kann man das Rad einfach in den Bus rollen, die Haltestelle ist in der Karte markiert)
      Ich empfehle trotzdem die erste Variante.
  • Das Tal der Phrygier
    Die Phrygier waren ein Volk welches im 8. Jahrhundert v. Chr. einen Teil Anatoliens besiedelten. Sie legten dazu auch Felsen- und Höhlenstädte an. Zwischen Seyitgazi und Afyonkarahisar lohnt es sich die Nebenstraßen zu nehmen und man kann komplett fernab vom großen Tourismus Felsengräber und so weiter erkunden. Meinen Bericht gibts hier. Auf der Karte findet ihr die von mir gefahrene Strecke, es gibt aber „links und rechts“ davon noch mehr zu finden.
    Tipp: Genügend Essen für ein paar Tage mit nehmen, in den Dörfern ist nicht viel los.
  • Kappadokien
    Von Kappadokien hat sicher jeder schon etwas gehört oder gesehen: Verlassene Höhlenstädte und Heißluftballons – eines der Touri-Ziele der Türkei schlecht hin.
    Aber die Region lohnt sich definitiv. Zum einen können wir als Fahrradfahrer einfach überall anhalten und die Aussicht genießen während die ganzen Tourimassen einfach in ihrem Bus sitzen und weiter rollen – ätsch! Und zum anderen finden sich genügend ruhige Orte.
    Höhepunkte waren für mich: Das Dorf Selime, der Ihlara-Canyon, die Höhlenstadt Derinkuyu (Tipp: Pünktlich früh zur Öffnung als erster vor der Tür stehen und man ist allein) und natürlich auch der Nationalpark Göreme (Tipp: statt in überteuerten Unterkünften kann man auch in abgelegeneren Tälern einfach kampieren oder in einer der unzähligen Höhlen schlafen 😉 )

    Hier mein Post zu Kappadokien.
  • Sagalassos
    Antike Stätten gibt es unzählige in der Türkei, auf Dauer kann das auch schnell langweilig werden. Sagalassos war jedoch mein Highlight – es ist eine verlassene antike Stadt hoch in den Bergen wo es noch relativ viel zu sehen gibt. Im Blog habe ich es das „Machu Picchu der Türkei“ genannt. Und es ist kaum touristisch. Die Serpentinen hinauf sind sehr gut asphaltiert, Camspots finden sich auch während des finalen Aufstiegs.
  • Seen-Route: Vom Egidir See zum Salda See
    Eine malerische Radel-Runde war es vom Egidir See zum Yazili-Canyon und dem Karacaören See und von da aus vorbei am Burdur See zu den sogenannten Malediven der Türkei – dem Salda See. In der Karte findet ihr die genaue von mir zurück gelegte Route, überwiegend auf kleinen weniger befahrenen Straßen. Landschaftlich war es super reizvoll, Türkei-typisch aber mit vielen Höhenmetern. An der Strecke liegt auch das bereits erwähnte Sagalassos.
    Eindrücke von der Route gibt es hier sowie hier.
  • Mittelmeer-Küste
    Die türkische Mittelmeer-Küste ist extrem lang. Nicht alle Teile davon sind empfehlenswert, östlich von Antalya ist es beispielsweise absolut touristisch und im Anschluss kommen nur recht breite Straßen. Es gilt prinzipiell: Je kleiner die Straße, desto schöner. Ich war einmal im April in der Region und später nochmal von Dezember bis Februar. Die Mittelmeerküste eignet sich von den Temperaturen her ganz gut für eine Radreise-Überwinterung, ein Abstecher nach Zypern mit der Fähre von Taşucu aus bietet sich hier sehr an. Es kann allerdings auch mal etwas länger im Winter regnen.
    Hier ein paar Abschnitte die mir gefallen haben:
    • Akyaka bis Türkevleri: sehr kleine ruhige Straße mit wunderschönem Ausblick
      (Vermutlich auch weiter in Richtung Bodrum noch sehr gut. Die Marmaris-Halbinsel gleich ganz in der Nähe soll auch sehr schön und geeignet für Radler sein, hierfür hat meine Zeit leider nicht gereicht.)
    • Fethiye: Die ganze Region um Fethiye ist wunderschön, es ist sehr grün und die Küstenabschnitte sehen einfach toll aus. Allerdings ist Fethiye schon ziemlich touristisch und in der Gegend muss man etwas mehr suchen für einen guten Wildcaming-Spot.
    • Kalkan bis Antalya: Es geht zwar meistens auf der stärker befahrenen D400 entlang, allerdings wird der Verkehr erst kurz von Antalya richtig anstrengend (Achtung: Zwischen Kemer und Antalya gibt es ein paar stark befahrene hässliche Tunnel ohne Seitenstreifen. Alternativ kann man von Kemer aus einen Umweg mit ordentlich Höhenmetern über die kleine 07-50 nach Antalya nehmen.) Die Ausblicke von Kalkan bis Kemer sind es aber auf jeden Fall Wert da lang zu radeln.
    • Samandağ bis Iskenderun: Der östlichste Abschnitt der türkischen Mittelmeerküste war auch wunderbar zum Radeln. Allerdings weiß ich nicht, wie die Bedingungen dort nun nach dem Erdbeben vom Frühjahr 2023 sind.
  • Route Antalya – Beyşehir
    Die ersten 100 Kilometer dieser Route sind nicht unbedingt lohnenswert. In einer WhatsApp Gruppe der Radel-Gemeinschaft kam aber oft die Frage auf wie man am besten von Antalya in Richtung Kappadokien kommt. Ich war mit meiner Route am Ende ziemlich zufrieden, der Anstieg um die Küste zu verlassen war zwar ganz schön knackig aber die kleine Straße durch die Berge wunderschön. Ihr findet die Route oben in der Karte.
  • Göbekli Tepe und Südost-Anatolien
    Südost-Anatolien (in etwa die Region ab dem Euphrat) ist die Gegend, die verstärkt von Kurden besiedelt ist. Die Aufgeschlossenheit und Gastfreundschaft der Kurden ist noch mal ein ganz anderes Level – es lohnt sich definitiv auch einmal in dieser Region unterwegs zu sein. Leider hat das Erdbeben weite Teile der Region in stark verwüstet, ich kann daher aktuell keine konkreten Empfehlungen geben. Die historische Stätte Göbekli Tepe sei trotzdem erwähnt – es ist eine ganz besondere Ausgrabungsstätte in der ca. 12000 Jahre alte Anlagen für vermutlich rituelle Zwecke entdeckt wurden. Den Besuch dort empfand ich trotz der vielen anderen Touristen sehr lohnenswert – es hatte etwas Ehrfürchtiges. Hier ein paar Eindrücke davon.
  • Route Tunceli – Pülümür-Pass
    Diese Strecke ist definitiv ein Genuss. Die Straße ist relativ klein und wenig befahren, es gibt knapp über 20 in den Fels gehauene Mini-Tunnel die gefahrlos passiert werden können und die Ausblicke im Tal sind einfach schön.
  • Route Erzurum – Ispir – Ovit-Pass – Rize
    Eine großartige Gebirgsüberquerung mit vier Pässen. Unterhalb des Ovit-Passes gibt es mit 14 Kilometern den längsten Tunnel der Türkei, diesen umfährt man aber auf der alten Passstraße. Im Sommer 2022 fanden an der Strecke noch viele weitere Tunnelbauarbeiten statt, vermutlich wird es dort irgendwann nicht mehr so schön ruhig sein, wenn das alles mal fertig ist. Bis dahin: Unbedingt radeln. Die Strecke lässt sich super mit dem vorher erwähnten Pülümür-Pass kombinieren. Bericht und Komoot-Track gibt es hier.
  • Östliche Schwarzmeer-Küste
    Die Landschaft der östlichen Schwarzmeer-Küste war nochmal etwas ganz anderes. Steile saftig grüne Hänge die überzogen mit Teeplantagen sind, dazu eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit und oft Nieselregen – zumindest waren das die Bedingungen im Sommer 2022. Zum Radeln gibt es leider nur die D010, meistens gibt es jedoch einen Seitenstreifen. Der Abstecher zum Kloster Sümela hat sich in meinen Augen nicht gelohnt, bei einem nächsten Mal würde ich irgendwo anders da mal ein Stück in Richtung Inland abbiegen, vielleicht nach Artvin.
  • Salzsee „Tuz Gölü“
    Den Salzsee habe ich leider wegen Unwissenheit verpasst, würde da aber definitiv bei einem nächsten Mal hin fahren. Wenn die Wetterbedingungen trocken sind, soll es sich wohl so richtig lohnen. Aus dem Westen kommend lässt sich der Tuz Gölü gut mit der Anreise nach Kappadokien kombinieren.
  • Vansee
    Im Osten der Türkei liegt der ziemlich große Vansee, der natürlich viele schöne Ausblicke zu bieten hat. Ich habe den See von Van aus auf der südlichen Seite nach Tatvan umfahren. Die längere nördliche Runde sieht aber auch verlockend aus.

Die Türkei hat natürlich noch weit mehr als diese paar Attraktionen bzw. Routen zu bieten, dies ist nur meine subjektive Auswahl von Lohnenswertem aufgrund meiner Erfahrungen.

Infrastruktur für Reiseradler

Die Überschrift klingt schon fast etwas übertrieben – man darf was Radreisen angeht die Türkei nicht mit Dänemark vergleichen. Auch wenn in den größeren Städten fast überall Fahrrad-Clubs existieren – eine Radweginfrastruktur gibt es in dem Land nicht (Disclaimer: Ja vereinzelt gibt es mal ein paar Meterchen, da kann man aber noch nicht von Infrastruktur sprechen). Aber es gibt so einige Punkte, welche die Türkei für Reiseradler nun mal zu einem recht angenehmen Reiseziel machen.

  • gute Straßen
    Die Straßen in der Türkei sind ziemlich gut, das Meiste ist vernünftig asphaltiert – auch ziemlich viele kleine Straßen. Die großen Straßen verfügen zwar über heftigen Verkehr, dafür gibt es aber oft einen Seitenstreifen den man als Radfahrer nutzen kann. Auf den kleineren Straßen ist der Verkehr nicht so stark, so dass es sich dort auch gut ohne den Seitenstreifen radeln lässt. Aber man sollte immer auf den Verkehr achten – die TürkInnen sind nicht unbedingt die rücksichtsvollsten FahrerInnen.

    Auf manchen Routen gibt es Tunnel. Darin gibt es keinen Seitenstreifen, bei viel befahrenen Straßen ist das ziemlich unangenehm. An der Mittelmeerküste gibt es zwar meistens einen Knopf vor dem Tunnel zum Aktivieren einer „Achtung Radler im Tunnel“ Blink-Anlage aber so wirklich helfen tut das nicht. Zur Abhilfe plant ihr entweder eure Route ohne Tunnel – oftmals gibt es auch Umfahrungen über die alten Straßen die vor dem Tunnel da waren. Oder ihr versucht es per Anhalter – die TürkInnen werden euch mitnehmen.
  • Wasserversorgung
    Mit der Wasserversorgung gibt es in der Türkei keine Probleme. Sehr oft gibt es Brunnen aus denen trinkbares Wasser fliest, an Moscheen (die gibt es wirklich überall) gibt es immer Wasser und wenn nicht gerade ein Wassertank in der prallen Sonne daneben steht eignet sich das auch zum trinken. Wenn ihr euch unsicher seid, verwendet eine Trinkflasche mit eingebautem Filter. Auch gibt es in jedem Geschäft abgepacktes Wasser zu kaufen, damit steigt man aber in das unsägliche Plastik-Müll Problem ein.
  • Wildcamping
    Es finden sich meistens recht einfach gute Plätze zum Wildcampen. Ich wurde nie irgendwo weg geschickt. Sollte sich mal kein Platz finden: Einfach fragen, die TürkInnen helfen dann definitiv weiter.
  • alternative Schlafplätze
    Eine weitere Möglichkeit eine Nacht kostenfrei zu verbringen sind die Gebetsräume – Mescit genannt. Überland gibt es diese kleinen Gebetsräume an Tankstellen, in sehr dünn besiedelten Gegenden abseits der großen Straßen gibt es diese Mescits auch ohne Tankstelle. Bei den Tankstellen einfach fragen ob man darin schlafen darf, ihr werdet ein ja bekommen. Gerüchteweise kann man wohl auch in Moscheen übernachten, da muss man dann aber den Imam fragen, er wird euch einen Platz zuweisen.
    Fernab der typischen Radelrouten funktioniert auch Warmshowers sehr gut, in häufiger frequentierten Gegenden muss man da schon etwas mehr Glück haben. Auch gut funktionieren soll es wohl Kontakt zu den örtlichen Fahrrad-Klubs aufzunehmen, das habe ich allerdings nicht probiert.
  • bezahlbare Hotels
    Hostels gibt es in der Türkei leider nur wenige in den Großstädten, dafür finden sich aber überall Hotels. Booking.com funktioniert nur mit einem VPN, ich habe aber in der Türkei nicht vorab gebucht sondern bin immer in den Städten einfach von Hotel zu Hotel gefahren, habe nach dem Preis gefragt, mir die Zimmer zeigen lassen, nach einem sicheren Platz für das Rad gefragt und verhandelt! Oftmals bekommt man durch Verhandeln einen wesentlich günstigeren Preis. Meistens gab es auch ein gutes türkisches Frühstück in den Hotels.
    In vielen Städten gibt es auch das Haus des Lehrers – auf Türkisch Öğretmenevi. Dies sind die günstigsten Unterkünfte, welche für die türkischen LehrerInnen besondere Preise haben.
  • Moscheen
    An Moscheen gibt es nicht nur Wasser, sondern immer auch Toiletten. Es ist auch kein Problem für Nicht-Muslime diese zu nutzen. Im Übrigen darf man auch als Nicht-Muslim den Gebetsraum von Moscheen besuchen, nur unbedingt die Schuhe ausziehen und auf angemessene Kleidung (Knie bedeckt, bei Frauen keine freizügigen Oberteile) achten.
  • Lebensmittelversorgung
    In der Türkei muss man definitiv nicht hungern – die Lebensmittelversorgung ist perfekt. Es gibt überall (für deutsche Verhältnisse recht günstige) Restaurants und die Türkische Küche ist recht variationsreich sowie lecker aber auch sehr fleischlastig. Als Vegetarier findet man zwar immer etwas, womöglich wird es dann aber auf Dauer etwas langweiliger. Doch man kann ja auch selbst kochen, den Lebensmittel bekommt man überall. Auch kleine Dörfer haben oft einen kleinen Laden, in Städten gibt es immer genügend Supermärkte. Mein Favorit: A101 – der blaue Supermarkt hat ein vernünftiges Sortiment und gute Preise. Etwas günstiger ist es im Bim und beim Şok, dort ist die Auswahl aber auch nicht so doll. Wer es edler mag geht zum Migros – da gibt es die beste Auswahl, es kostet aber auch ein kleines bisschen mehr. Neben den Ketten gibt es natürlich noch viele weitere Lebensmittelhändler, in Städten gibt es auch Basare wo die Auswahl an frischem Obst und Gemüse gigantisch ist.
  • Ersatzteilversorgung
    In größeren Städten finden sich eigentlich immer Fahrradläden, die auch höherwertige Komponenten haben. Wenn ein sauberes großes Shimano-Logo an dem Shop prangt, ist das meist schon mal ein gutes Indiz. Die Radszene entwickelt sich in der Türkei, demzufolge steigt auch das Angebot, doch günstig ist das Angebot nicht. Drei Läden in denen ich gute Erfahren gemacht habe, sind oben in der Karte markiert (in Denizli, Izmir und Kayseri).
  • Outdoor-Ausrüstung, Kleidung
    Ihr könnt in der Türkei alles kaufen – es ist ein ganz normales Land. Das Problem ist meist das Gesuchte zu finden. In den Großstädten lassen sich Spezialwünsche logischerweise besser erfüllen als in Provinzstädten. Decathlon hat einige Filialien in der Türkei, die Östlichste befindet sich in Diyarbakir. Da gibt es auch Schraubkartuschen für Gaskocher. Da ich mit einem Benzinkocher unterwegs war, habe ich allerdings nicht nach weiteren Orten für Schraubkartuschen geschaut. In Istanbul gibt es nördlich der Galatabrücke unzählige verschiedene Outdoorgeschäfte ganz nah beieinander.
    Kleidung könnt ihr in der Türkei in Hülle und Fülle kaufen – sei es auf den Basaren oder in den Läden westlicher Modelabels.
  • Bargeld, Kartenzahlung
    Mit der Visa-Karte konnte ich bei der Halk-Bank und der Sekerbank gebührenfrei Geld abheben. Vermutlich bieten noch weitere Banken dies kostenfrei an. In vielen Geschäften ist auch das Zahlen per Karte kein Problem, man sollte aber trotzdem immer etwas Bargeld dabei haben, gerade in Restaurants oder auf dem Basar.
  • Mobile Daten
    Es gibt mehrere Mobilfunkprovider, Turkcell hat mir gute Dienste geleistet. Der Sim-Karten Kauf ist nicht ganz günstig, das wieder Aufladen dann aber schon. Turkcell Läden findet ihr überall. Für die Registrierung benötigt ihr das Ausweisdokument, welches ihr bei der Einreise verwendet habt. Wenn ihr Sonderzeichen (zum Beispiel Umlaute) in eurem Namen habt, schreibt den Mitarbeitern die internationale Schreibweise eures Namens (wie sie auf dem deutschen Pass beispielsweise unten angeben ist) auf einen Zettel, sonst klappt das nicht. Das Aufladen der Karte geht entweder über die Turkcell App mit einer Kreditkarte oder einfach in einem der zahlreichen Shops. Die Touristen-Sim ist drei Monate gültig und kann bei Bedarf wenn ihr ein Ikamet (länger Aufenthaltserlaubnis) habt vor Ablauf dieser Zeit verlängert werden.
  • Die Fahrrad Akademie Lüleborgaz
    Die Fahrrad-Klubs sind schon erwähnt, doch die Fahrrad Akademie Lüleborgaz ist etwas anderes. Es ist eine Art kommunales Projekt der Stadt Lüleborgaz zur Förderung des Fahrradfahrens. Und gleichzeitig ist es eine Art kostenfreies Hostel für Radreisende – türkische Gastfreundschaft eben. Ihr könnt dort ein paar Tage ausruhen, andere Reisende treffen, an eurem Rad schrauben … Eine absolute Empfehlung, wenn ihr in der Nähe seid! Kontakt könnt ihr zum Beispiel per Instagram aufnehmen, oder einfach vorbei fahren.
  • Gastfreundschaft
    Habe ich die Gastfreundschaft schon erwähnt? Bei einer Radreise durch die Türkei werden euch so viele tolle unglaubliche Dinge dank sehr aufgeschlossener, herzlicher Menschen passieren. Einfach darauf einlassen!

Zu beachten

  • Merhaba!
    Wie in jedem Land, solltet ihr euch einen kleinen Reisewortschatz drauf schaffen. Türkisch ist einfach und geht ganz gut über die Lippen.
  • Kleidung, Schuhe aus!
    Die Türkei ist ein islamisch geprägtes Land. Wenn ihr Moscheen oder Mädressen besucht, solltet ihr daher aus Respekt auf eine angemessene Kleidung achten. Konkret heißt das mindestens über die Knie reichende Hosen und bei Frauen keine zu freizügigen Oberteile.
    Bei Einladungen nach Hause solltet ihr die Schuhe ausziehen.
  • Trinkgeld
    In Restaurants ist es üblich zehn Prozent Trinkgeld zu geben.
  • Toilettengang
    In der Türkei sind Hocktoiletten üblich. In Hotels gibt es auch Sitztoiletten. Toilettenpapier werdet ihr nicht ihr nicht immer finden, dafür aber einen Schnabeleimer mit Wasser oder einen Wasserschlauch. Habt also welches dabei, wenn ihr darauf Wert legt. Aber Achtung – die Kanalisation ist nicht für Toilettenpapier ausgelegt und würde damit verstopfen, werft es in die Eimer neben der Toilette!
  • Apotheken
    Apotheken („Eczane“, Leuchtschilder mit einem großen roten E auf weißem Grund) findet ihr überall. Was es dort aber nicht gibt: Kohletabletten. Nehmt euch also ein paar mehr mit, eine kleine Lebensmittelvergiftung kann man schon mal erwischen 😉
  • Touristenvisum
    Mit einem deutschen Pass (gilt vermutlich auch für mindestens alle EU-Bürger) bekommt ihr ein 90 Tage Touristenvisum am Grenzübergang (klassischer Stempel). Diese 90 Tage sind ab der erstmaligen Einreise innerhalb von 180 Tagen gültig. Das heißt ihr könnt zwischendurch wieder Aus- und Einreisen. Die nächsten 90 Tage gibt es erst wieder, wenn die 180 Tage nach dem ersten Einreisedatum vergangen sind.
    Wenn ihr einen Abstecher nach Zypern macht, reist ihr aus der Türkei aus. Die Türkische Republik Nord Zypern ist zwar ein nur von der Türkei anerkannter De-facto-Staat, ein Aufenthalt dort hat aber nichts mit eurem Türkei-Visum zu tun – ihr könnt es diesbezüglich so wie einen „anderen Staat“ betrachten.

Gründe gegen eine Radreise in der Türkei

Das Traumreiseland für jeden gibt es nicht. Wenn ihr mit folgenden Dingen nicht klar kommt, ist die Türkei vielleicht nicht das beste Radreise-Land:

  • Berge
    1000 Höhenmeter an einem Tag bergauf zu kurbeln ist in der Türkei schon fast Tagesgeschäft für Reiseradler. Flach ist da nicht.
  • Patriarchale Strukturen
    Als weißer Mann, erst recht als Alman, hat man keine Probleme. Als allein reisende Frau soweit mir bekannt ist auch nicht. Allerdings habe ich von manchen Pärchen gehört und teilweise auch selbst beobachtet, dass Türken in Gegenwart von Frauen oftmals nur mit den Männern reden. Patriarchale Strukturen sind leider noch tief in der türkischen Kultur verwurzelt. Gerade wenn man sich mehrere Wochen durch das Land bewegt, kann das möglicherweise unter Umständen nerven.
  • Hunde (ein unbegründetes Argument)
    Viele haben Angst vor Hunden und haben Gruselgeschichten von Streunern oder den Kangals – den türkischen Hütehunden gehört. Ich persönlich hatte in der Türkei keine Probleme, Griechenland dagegen empfand ich als furchtbar. Es gibt zwar Unmengen von Streunern, doch die haben Schiss. Und im ruhigeren Hinterland wo die Schafherden unterwegs sind, ist auch immer ein Schäfer dabei, der seine Kangals bei Bedarf zurück pfeift. Man sollte halt einfach stehen bleiben, sich groß machen, eventuell noch mit einem Stock. Auch Andeutungen einen Stein zu werfen helfen meistens. Aber Hunde sind in meinen Augen kein Argument gegen eine Türkeireise.

Ende. Ich hoffe dass dieser kleine Abriss mit Hinweisen zur Türkei etwas für die Reiseplanung hilf. Hab ich was vergessen? Gibt es noch eine Frage die du hast? Schreib es in die Kommentare!

Kommentare

4 Antworten zu „Die Türkei – ein perfektes Ziel zum Radreisen“

  1. Benutzer Icon
    Andreas

    Das war extrem ausführlich, aber sehr einladend. Hätte vorher nicht daran gedacht, dass die Türkei so radfahrfreundlich ist.

    1. Benutzer Icon

      Ja die Türkei hat was das Radreisen angeht so einige Vorzüge.

  2. Benutzer Icon
    Peter

    Das ist jetzt meine 3. Reise in und durch die Türkei. Das Land ist meist angenehm, hat aber durchaus seine unschönen Seiten. Damit meine ich nicht nur das machohafte Verhalten vieler Männer in Anatolien. Oft wurde ich gefragt, ob ich nicht eine Frau aus Deutschland /Europa kenne, die sie heiraten können. Hintergrund ist, dass sie aus ihrer Ausweglosigkeit entkommen können. Selbstverständlich wird das anerzogene Verhalten nicht verändert.
    Fahrradläden gibt es eigentlich überall. Leider ist sowohl die Verständigung als auch die Ersatzteilversorgung mangelhaft.
    Beispiel : Muss mein Tretlager austauschen. Da es Hollowtech ist (ohnehin nicht zu bekommen) muß es ausgetauscht werden. Das dann jemanden zu erklären ist nicht einfach.

    1. Benutzer Icon

      Danke für dein Feedback!

      Ja, dass es teilweise ein für unsere Augen noch ganz schön schräges Weltbild aus Männersicht gerade in den Dörfern gibt stimmt.

      In den Großstädten habe ich persönlich immer gut sortierte Fahrradläden sogar mit Englisch sprechenden Personal gefunden.

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